Raissige
Im Jahre des Herrn 1525 waren es unruhige Zeiten. Die Bauern erhoben sich gegen ihre Grundbesitzer und kirchlichen Territorialherren, z.B. Klöster. Mordende und plündernde Bauernhaufen zogen durch die Lande. Dies versetzte das Bürgertum in Angst und Schrecken. Die Donaustädte Höchstädt, Dillingen, Lauingen und Gundelfingen ließen ihre Verteidigungsanlagen erneuern und verstärken.
In Gundelfingen war seit dem Jahr 1512 Erhart Vöhlin von Frickenhausen und zu Illertissen als Pfleger bestallt. Der Pfleger war Repräsentant des Landesherren, des Bayerischen Herzogs. Sein Machtbereich war die Pflege Gundelfingen: Die Stadt selbst und die Dörfer Medlingen, Peterswörth und Echenbrunn. Der Pfleger wohnte in der Gundelfinger Burg und musste sich laut Bestallung eine Burghut zum Schutz halten. Dies waren in der Regel seit 1479 "Raissige", also besser ausgestattete und kampferfahrene Landsknechte. In Kriegszeiten wurde die Burghut um einiges mehr verstärkt.
Der Pfleger Erhart Vöhlin von Frickenhausen ist bis zum Jahr 1538 als Pfleger in Gundelfingen bestallt. Dieser hatte ein gutes Verhältnis zu den Leuten und war bei den Bürgern beliebt. Die Bürgerschaft war solide und in sich gefestigt. Dies war vermutlich der Grund warum sich in der Pflege Gundelfingen niemand an den Aufständen beteiligte. Erhart Vöhlin von Frickenhausen hat im Jahr 1523 die Erbhuldigung zu Ehren von Pfalzgraf Ottheinrich organisiert. Diese fand in seinem Amtssitz, also in der Gundelfinger Burg statt. Er ließ im Jahr 1525 auch eine Besatzung des Bayerischen Heeres nach Gundelfingen verlegen.
Auf der Seite der Bauern kämpften ebenfalls Landsknechte, freie Bürger und Priester. Es gab in dieser Zeit eine große Zahl darbender Landsknechte, die sich für Geld und Brot bei jedem verdingten, der ihnen einen Kontrakt anbot. Einzelne Gundelfinger Bürger traten in den Jahren 1546 und 1552 als Landsknechte in die Dienste von Kaiser Karl V.